Sachsens Polizei sucht Experten für’n Appel und’n Ei

2010-12-07 09:14

Noch gibt es als Sold bei der Polizei in Sachsen nur‘ ein Apfel und ein Ei. So jedenfalls, wenn man den Umkehrschluß aus dem Artikel der Leipziger Volkszeitung zieht. (LVZ)

Jetzt aber, jetzt geht es voran. Während sich der wievielte IT-Gipfel heute in Dresden versammelt — was haben die bisherigen jetzt eigentlich genau gebracht? — möchte Sachsens Landespolizeipräsident Bernd Merbitz gern im Haushalt einen Position sehen, in der genügend finanzielle Reserven für die Anstellung einiger IT-Experten vorgesehen ist. Die Betonung liegt natürlich auf EXPERTEN — oder EXperten? Gestern gab es bei WISO im ZDF Dominosteine-Experten – alles Experten, sobald sie dazu ernannt werden, wie z.b. Gundula Gause vom heute-journal, wurde auch zu einer Dominosteine-Expertin ernannt.

Zurück zu Herrn Merbitz. Kann er sich ja gerne wünschen, diesen Posten im Haushalt. Ein wenig Recht mag er auch haben. Natürlich geht man als junger Mensch mit etwas Berufserfahrung bei dem derzeitigen Arbeitsmarkt in der IT-Branche nicht freiwillig in den öffentlichen Dienst. Das mag vielleicht finanziell lukrativ werden, wenn man auf die 50 zugeht.

Ich habe da also meine Zweifel, dass das wirklich funktioniert, das hier echte Spezialisten gefunden werden, nicht nur Theoretiker frisch von der Uni.
Jemand, der den ePerso „hackt“ oder sich anderweitig nahe an der Grenze zur Legalität bewegt, wird sich sicherlich nicht freiwillig in die Fesseln eines Staatsdieners legen.

Es gibt noch ein zweites Problem. Die Fluktuation könnte sehr hoch sein, da die Frustration in der täglichen Arbeit doch erheblich sein wird. Die bestehenden Hierarchien im Staatsdienst, die fehlende Kompetenz der ebenfalls beteiligten Abteilungen und Weisungsbefugten führt zum recht hohen Grundrauschen der Unzufriedenheit. Und Kompetenz in den IT-Abteilungen von öffentlichen Organisationen ist – vorsichtig formuliert – bedingt vorhanden.

Ich erinnere mich noch voller Schrecken an meinen „Hack“ des Intranets eines mir sympathischen Bundeslandes. Gefunden haben sie den Fehler innerhalb weniger Stunden (nach dem Wochenende, versteht sich ;)), beseitigt war er nach zwei Wochen. Ähm, nein — richtig beseitigt ist er IMHO immer noch nicht, nur die Auswirkungen und Störungen des Betriebes sind abgestellt worden.

Na dann, viel Erfolg im „Kampf gegen Internetkriminalität“. Vielleicht wäre es sinnvoller, die Medien dazu zu verpflichten, nicht soviel technischen Unsinn (die wikileaks-Erklärungen waren herrlich amüsant) zu verbreiten und die Bevölkerung zu schulen. Nicht nur die Jugend. Und, liebe Polemiker, nein, bitte keinen Internetführerschein.

Comments are closed.