Berliner auf Reisen

2007-05-02 21:48

Es gibt zwei Sorten von Berlinern: die „Ham-Se-kein-Jrößern?“-Berliner und die „Na – faabelhaft“-Berliner. Die zweite Garnitur ist unangenehmer.
Der nörgelnde Berliner ist bekannt. Er vergleicht Alles mit zu Hause, ist grundsätzlich nicht begeistert, und, viel zu nervös, um in Ruhe etwas Fremdes auf sich wirken zu lassen, bekleckert er, was er sieht, mit faulen Witzen. Seine Stadt hat für diese Tätigkeit das schöne Wort „meckern“ erfunden. Dieser Berliner meckert.
Sein Kollege, der „Unerhöört“-Berliner, tut etwas Andres, nicht minder Schauerliches.
Ich habe jetzt seit etwa achtzehn Monaten lobende Berliner vor Augen gehabt, und wenn sie anerkennen, machen sie das so:
Der lobende Berliner hebt sich zunächst selbst, wenn er lobt. Sein Lob, das meist kritiklos und unbegründet ist, bringt ihn in innige Verbindung mit dem gelobten Objekt, nach der Melodie: „Was ich mir ansehe, ist eben immer gut – sonst seh ichs mir gar nicht erst an!“ Ein Glanz des Belobten fällt auf ihn zurück, sein „Faabelhaft“ gilt auch dem auserlesenen Publikum, dass sich die Sehenswürdigkeit ansehen darf, und enthält ein erhebliches Quantum Verachtung für die armen Luder, die nicht dabei sind.

Peter Panter, 19.1.1926

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