Respekt

2005-09-09 09:15

Respekt Herr Gysi – dieser Satz zeugt von einer Genialität im Umgang mit der Sprache. Selbst ich, der nichts gegen Endlos-Sätze mit komplexen Inhalten hat, weil diese, Sachverhalte, in Nebensätzen verschachtelt, für alle möglichen Eventualitäten beleuchten können, musste hier doch dreimal lesen, um den korrekten Inhalt zu verifizieren. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass ich auf den Artikel heute morgen halb sechs, nach der ersten halben Tasse Kaffee gestoßen bin.


Nur bei der Interpunktion hätte ich einen klitzekleinen Kritikpunkt anzubringen, die beiden Sätze hätten durch einen Bindestrich verbunden werden sollen. Sie sind untrennbar, der zweite nicht ohne den ersten verständlich.

Ich glaube, du genießt in Baden-Württemberg oder Bayern erst wirklich Respekt, wenn sie dich achten, wie du bist. Und nicht, wenn du so tust, als wärest du, wie du denkst, dass sie hoffen, dass du sein solltest.
Quelle: taz

Wie sprach mein geliebter Tucholsky in seinen ironischen Ratschlägen für einen schlechten Redner:

Sprich mit langen, langen Sätzen – solchen, bei denen du, der du dich zu Hause, wo du ja die Ruhe, deren du so sehr benötigst, deiner Kinder ungeachtet, hast, vorbereitest, genau weisst, wie das Ende ist, die Nebensätze schön ineinander geschachtelt, so dass der Hörer, ungeduldig auf seinem Sitz hin und her träumend, sich in einem Kolleg wähnend, in dem er früher so gern geschlummert hat, auf das Ende solcher Periode wartet … nun, ich habe dir eben ein Beispiel gegegeben.

PS: Herr Gysi kandidiert übrigens als Spitzenkandidat für Die Linke und freut sich über Wählerstimmen, obwohl er nicht in die Regierung möchte (außer wahrscheinlich, „Die Linke“ würde stärkste Kraft mit Kanzlermehrheit.)

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